Trainingslager Südafrika




Täglich Sonnenschein garantiert! Ein langweiliger Slogan eines Reisebüros könnte man meinen. In Südafrika trifft er vollumfänglich zu. Zwei Wochen weile ich bereits in Stellenbosch etwas ausserhalb von Kapstadt. Ein kleines Städtchen mit endlos vielen Restaurants und einer hervorragenden Infrastruktur für alle Sportler.

Tagwache ist jeweils sehr früh. Schon um sechs Uhr befinden sich die Temperaturen bei mehr als 25 Grad, wobei sie gegen den Mittag bis auf 40 Grad ansteigen. Wenn wir dann um die Mittagszeit vom Training zurück sind, sind wir froh haben wir im Zimmer eine Klimmanlage. Flach, hügelig oder bergig; es lässt sich jedes Terrain finden. Ich absolviere meine Trainings am Liebsten am nahegelegenen „Franchhoukpass“ oder an den Küstenstrassen etwas ausserhalb von Stellenbosch. Das Hauptaugenmerk liegt momentan bei Belastungen unter der Schwelle. Es wird sozusagen das Fundament für die Saison 2016 gebaut. Der Trainingsumfang variert zwischen drei bis fünf Stunden täglich.

Landschaftlich gesehen ist Südafrika etwas vom Schönsten, was ich bisher sehen durfte. Weisse Strände und hellblaues Wasser. Nichteinmal in den Filmen kann es schöner dargestellt werden. Faszinierend finde ich auch die Vielfalt. Manchmal wechselt man von einer Strasse auf die nächste und die Landschaft sieht plötzlich ganz anders aus. Wenn ich  schon von der Vielfalt der Landschaft spreche, wird dies von den gesprochenen Sprachen noch bei Weitem übertroffen. Unter den Einheimischen hat man den eindruckt, es spräche jeder eine andere Sprache. In Wirklichkeit gibt es 11 südafrikanische Landessprachen. In öffentlichen Einrichtungen wird ausschliesslich Englisch verwendet.

Leider gibt es nicht nur Positives zu berichten. Die sozialen Unterschiede sind wahrscheinlich in kaum einem anderen Land so riesig. Als Beispiel kann man ein Restaurant nennen. Normalerweise sind die Kellner sowie die Kundschaft weiss und die Köche schwarz. Teure Autos sind in Stellenbosch keine Seltenheit, kaum ausserhalb der Stadt jedoch, sieht man Mütter zusammen mit ihren Kindern der Hauptstrasse entlang laufen. Sie sind auf dem Weg in die Primarschule. Heute morgen sassen zwei kleine Kinder auf der Ladefläche eines Pick-Ups. Als sie uns am Lichtsignal anhalten sahen, begannen sie zu winken und hatten ein riesiges Lachen auf dem Gesicht. Was ich damit sagen möchte: Ich habe einmal mehr den Eindruck erhalten, dass Sport Menschen verbindet und sie alle glücklich macht. Die Missstände hier in Südafrika können damit sicher nicht gelöst werden, aber sie können eine Brücke bauen. Der südafrikanischen Regierung ist sich dieser Sache schon seit langer Zeit bewusst und hat deshalb im Sport ein Reglement eingeführt, welches besagt, dass in jeder Delegation beide Hautfarben vertreten sein müssen.

Wie ihr seht ist dieses Trainingslager also eine wertvolle Erfahrung in mehreren Belangen. Es zeigt mir auch wie privilegiert wir eigentlich sind. Mit dieser Denkweise und einer grossen Portion Motivation für die bevorstehende Saison schaue ich nun freudig auf die letzten paar Tage, bevor ich dann zu Hause angekommen den Schnee bestaunen kann.

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